Die Fotografen Verena und Georg Popp sind dem Frühling rund um die Welt hinterhergereist – eine Vorstellung, die auch den meisten Outdoorern behagt. Erfahren Sie, wie Sie das am besten nachmachen und wo es am schönsten ist.
Frühlingsmotiven überall
„Sorry folks, bad luck. No poppies this year!« Die Dame im Besucherzentrum scheint unsere Gedanken lesen zu können und antwortet, bevor auch nur einer von uns die Frage überhaupt stellen kann. Es ist allerdings auch nicht wirklich schwierig zu erraten, was uns in diese verlassene Gegend des Antelope Valleys, etwa zwei Stunden nordwestlich von Los Angeles, verschlagen hat – in meinem Rucksack steckt die Großformat-Plattenkamera, das schwere Stativ hängt an der Schulter von Verena. Dazu der freudig-erwartungsvolle Blick zweier Fotografen auf der Suche nach Frühlingsmotiven.
Für Außenstehende müssen wir in dieser trockenen Einöde ziemlich deplatziert wirken, doch wir sind nicht grundlos angereist. Gelockt hat uns die Tatsache, dass sich das Antelope Valley am Rande der Mojave-Wüste – über zehn Monate im Jahr eine braune Steppenlandschaft – zwischen März und April für wenige Wochen in die wohl blühendste Landschaft auf Erden verwandelt. Ein schier endloser Teppich aus orangefarbenen kalifornischen Mohnblumen (»Poppies«), lila Eulenklee und grellgelben »Goldfields« überzieht dann die sanfte Hügellandschaft. Bei Wanderungen in dieser Umgebung wird man ständig vom Summen der Bienen und einem intensiven Blumenduft begleitet. So dicht stehen die Blüten zumeist, dass kaum noch Platz für grüne Blätter oder Gräser bleibt – ein fast unwirklicher Anblick.
Die Vorstellung, so ein Gebiet für ein paar Wochen im Jahr als Büro zu haben, ist nicht schlecht, oder? Da wir uns in der Naturfotografie unter anderem auf blühende Wiesen spezialisiert haben, ist für uns der Traum Realität geworden. Jedes Jahr veröffentlichen wir im Dumont-Verlag einen großen Kalender unter dem gleichen Titel »Blühende Wiesen« – für gutes Bildmaterial treiben wir uns überall in den Alpen herum, reisen aber auch nach Neuseeland, Kalifornien und an andere Orte auf der Welt, die in dieser Hinsicht vielversprechend sind. Die Suche nach geeigneten Motiven ist mitunter nervenaufreibend. Denn ab und zu passiert es, dass der Blütenrausch völlig unerwartet ausbleibt. Wie im Antelope Valley.
So überrascht uns die Auskunft der Dame vom Info Center nicht unbedingt wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Dass wir scheinbar kein gutes Blumenjahr erwischt haben, ist uns auf der langen Fahrt von Los Angeles durch eine trockene, ausgedörrte, fast wüstenähnliche Landschaft auch schon aufgefallen. »Es bleiben ja noch etwa zwei Wochen Zeit, bis es endgültig zu spät ist«, versucht die Dame uns aufzumuntern, »vielleicht geschieht ja noch ein Wunder.« Der Wetterbericht im Radio verspricht etwas anderes: 39° Celsius im Schatten auch an den nächsten Tagen. Viel zu heiß für Anfang April. Das Phänomen der blühenden Mojave-Wüste ist von sehr konkreten Faktoren abhängig und daher ziemlich unberechenbar. Poppies, Lupinen und Co. bevorzugen nämlich ganz bestimmte Niederschlagsmengen zu ganz bestimmten Zeiten und schätzen besonders milde Außentemperaturen. El-Nino-Jahre, wie 2003 eines zu werden scheint, haben sie am allerliebsten – dann sollte man sich den Anblick der blühenden Wüste auf keinen Fall entgehen lassen.
Der Artikel ist mit Hilfe CityHunters entstanden.